Das Schlagwort Change ist heute vielfach präsent.
Es wird beispielsweise dann eingesetzt, wenn Unternehmensstrukturen oder -prozesse aufgebrochen und verändert werden müssen. Barack Obamas Wahlkampfkampagne 2008 hatte den Wandel als Hoffnungszeichen und Versprechen für eine ganze Nation im Blick. Und ja, sowohl Unternehmen als auch ganze Gesellschaften stehen im Wandel, um den Anforderungen, die auf sie einwirken und die sie sich selbst auferlegen, gerecht zu werden und bestehen zu können. Doch hinter Gesellschaften, Unternehmen oder Gruppen stehen zunächst einmal Individuen. Es sind die Menschen, die Veränderungen initiieren, planen und durchführen. Inwieweit spielt Veränderung und Wandel für unser persönliches Leben eine Rolle?
Werden wir von außen angestoßen und müssen mitgehen, obwohl uns nicht nach Veränderung zumute ist? Warum sollten wir uns auch verändern, wenn wir der Überzeugung sind, dass wir uns gutfühlen, dass die Art, wie wir denken, arbeiten, leben für uns passt?
Wir befinden uns – auch persönlich – ein Leben lang in diesem Prozess zwischen Bleiben und Weitergehen. Wir freuen uns über unsere Errungenschaften, über die Expertise, die uns in unserem Arbeitsfeld auszeichnet. Doch wie lange können wir uns auf dieser Expertise ausruhen? Wenn wir zu lange an unserem Status quo festhalten und daran, was wir einmal gelernt haben, dann werden wir vom Wandel um uns herum überholt, und dann minimiert sich womöglich der Wert unseres Know-hows mehr und mehr, wenn wir nicht weiter in uns und unsere Qualifikationen investieren. Das mag in der Arbeitswelt eine Rolle spielen, aber ebenso auch für unser privates Leben.
Wie erleben wir diese Dynamik für uns selbst? Haben wir die Energie und die Lust, Veränderungen anzustoßen? Wollen wir uns z. B. in der Art wie wir mit anderen umgehen weiterentwickeln oder etwas Neues erfahren, wie das Spielen eines Instruments hinzuzulernen?
Veränderungen werden immer wieder von einem inneren Widerstand begleitet. Dieser äußert sich darin, dass er zunächst abwinkt und sagt, es sei doch alles gut wie es ist. In unserer Evolution spielt das Ausruhen eine elementare Rolle, wenn es darum geht, Kräfte und Energie zu sparen, vor allem, wenn man nicht weiß, wann es wieder möglich sein wird, an Nahrung zu gelangen. Für uns ist diese Zeit lange her. Dennoch benötigen wir noch heute diese Zeiten der Ruhe, des Verweilens, und wir sollten sie mit der Reflexion darüber begutachten, wann wir uns wieder aufmachen wollen und aktiv werden, um Anpassungen vorzunehmen. Unser Leben fordert uns heraus – es schenkt die Zeit der Ruhe, aber erbittet gleichzeitig, in einem bestimmten Fluss zu sein, um psychisch und physisch flexibel zu bleiben.
Jede Veränderung, der wir uns stellen wollen, holt uns mehr oder weniger aus unserer bequemen Lage, in der wir uns sicher aufgehoben fühlen und die wir nur dann verlassen wollen, wenn es sich auch lohnt, an Energie zu investieren. Sind wir also zunächst einmal rücksichtsvoll mit uns selbst, wenn wir an uns bemerken, dass wir uns einem Wandel verschließen. Wir können uns bewusstmachen, dass wir ein Recht darauf haben, auf Erreichtes stolz zu sein und diese Zufriedenheit auch auskosten zu wollen. Doch im zweiten Schritt sollten wir über diesen Tellerrand des Bewahrens hinausschauen und uns die Frage stellen, wen ich mit diesem Wandel weiterbringen kann – mich selbst, enge Vertraute oder Menschen, die mit mir ihren Platz in der Gesellschaft teilen. Und bei diesem Gedanken lassen sich sowohl die kleinen Fragen als auch die großen Herausforderungen unserer Zeit stellen und angehen.
Bitte kontaktieren Sie mich für weitere Informationen,
Ihr Wolfgang M. Ullmann