Der eher extrovertierte Leser wird bei der Überschrift des Artikels bereits einwenden, warum er überhaupt diese schüchterne Frage zu stellen habe. Schließlich solle man doch so sein, wie man ist. Prinzipiell ist das natürlich richtig. Wenn ich allerdings mit meiner Art zu kommunizieren oder zu präsentieren nicht das Feedback erhalte, das ich mir ursprünglich vorgestellt habe und sich der persönliche Erfolg nicht einstellen mag, heißt es, einmal in sich zu gehen, um eventuell nach zu justieren.
Wir alle stehen mit unserer Persönlichkeit im Arbeitsleben und im privaten Umfeld. Dabei fordert uns der Beruf andere Kompetenzen ab, als es vielleicht die Rolle als Elternteil oder die eines Vereinsmitglieds erwartet. Es soll Positionen geben, in denen Menschen sagen, ich bin ich wie ich bin – das lebe ich aus und wer damit nicht zurechtkommt, der solle seine Konsequenzen ziehen.
Entspricht das dem Bild eines auf ein soziales Miteinander geprägtes Mitglied einer Gesellschaft? Ich denke eher nicht. In einer stark pluralisierten Gesellschaft wie der unseren, nährt sich der Gedanke, sich nur durch Ellenbogeneinsatz und Egoismus den eigenen Platz erkämpfen zu können. Doch das geht immer auf Kosten anderer – auf Schwächere, Kränkere, Ärmere oder weniger gut Ausgebildete. Wo auch immer wir dank unseres aktuellen Lebenslaufs stehen, sollte die Frage lauten, wie kann ich meine Aufgaben so ausfüllen, damit ich mich nicht verbiegen muss? Einerseits. Andererseits brauchen wir das Gespür dafür, zu wissen, welchen Teil wir mit unserem Dasein im gesellschaftlichen Puzzle ausmachen und wie wir nicht nur für uns selbst weiterkommen, und auch den Blick nicht für die Menschen verlieren, denen wir dank unseres Wesens, unserer Persönlichkeit und unseres Wissens dazu verhelfen können, auch ihren Weg zu gehen.
Wer darf ich sein, um meinem Lebensentwurf zu folgen und dabei auch zu verstehen, dass mein Handeln im sozialen Netzwerk nicht nur reinem Selbstzweck dienen kann? Diese Frage dürfen sich Manager wie Angestellte gleichermaßen stellen. Niemand verdankt seinen Erfolg nur sich, sondern einer Fülle an Menschen, die als Erzieher, Weggefährten, Freunde oder Kunden diese Karriere begleitet haben. Schon heute versteht sich die Frage „Wer darf ich sein?“ als eine ethische Herausforderung an jeden Menschen, um beide Komponenten in seinem Leben für sich bzw. in sich zu etablieren. Ich lade Sie ein, sich dieser Frage explizit anzunehmen und sich vor diesem altruistischen Hintergrund einmal zu hinterfragen.
Ich ziele mit diesen Überlegungen darauf ab, den oft so strengen, unnachgiebigen und eigenmotivierten persönlichen Interessen eine weitere Dimension zu verleihen, um an die Probleme heranzugehen, die sich um Ablehnung, massive Konflikte und Stillstand in der Karriere drehen. Um die eigene Haltung zu verändern und sich neu auszurichten, bedeutet in keinem Fall, sich aufgeben oder verbiegen zu müssen. Letztlich geht es darum, ein persönliches Balanceerleben zu erhalten und zu erfahren, dass nicht nur ich, sondern auch mein Umfeld durch mein Agieren profitieren kann.
Bitte kontaktieren Sie mich für weitere Informationen,
Ihr Wolfgang M. Ullmann